Tagebucheintrag für “beinahe negativ”

13.Drehtag – Außer Kontrolle in Berlin

 

Die Sonne brennt. Gefühlte 40 Grad im Schatten und bis zum Mittag ist noch lang hin.

Die Nacht habe ich bei Freunden verbracht und lange gequatscht. Nun stehe ich hier an irgend einer S-Bahn Station und warte auf meine Kollegin Debbie. Die wiederum wartet auf den Kameramann (Addie).

Problem gelöst, wir haben uns gefunden und sitzen nun glücklich vereint in der nächsten S-Bahn gen Drehort.

Ach, wohin genau? Weiß keiner! Nur die Nummer der S-Bahn in der wir nun sitzen. Sascha hat gesagt ich solle nicht so viel kontrollieren.
Also halte ich meinen Mund und frage nicht nach.

Zwei Stationen später kann ich jedoch nicht mehr und im Nu ist das halbe Bahnabteil mit daran beteiligt, die passende Haltestelle für uns zu finden. Es gibt zwei Lager: Wir entscheiden uns für die Familienabteilung (Mutter mit 3 Kindern, stilecht beladen mit Plastiktüten) und steigen an der ersten der beiden zu wählenden Stationen aus.

GUTE WAHL, von hier aus sind es nur noch 2km bis zum Drehort.

Nach einer kurzen Pause an einer rettenden Bäckerei (brauchte dringend nen Kaffee) ging es mit Sack und Pack zur angepriesenen Villa.

Wir liefen schnell, denn Treffen war in 10 min und Drehbeginn sollte eine Stunde später sein (mit Maske und Co., blieb da nicht viel Zeit.) 10 min nach der Dispozeit hatten wir es geschafft. Wir betraten den Vorgarten gingen um das Haus herum und Sascha öffnete uns, uns über einen Steg entgegenkommend (das ganze Haus war von einem kleinen Rinnsal umgeben), die Tür.

Das Haus war groß, hohe Decken, großes Grundstück, Teich aussen, Pool und Whirpool innen, großer Fernseher, eine sehr nette Eigentümerin, Sylvia, die mich direkt glücklich machte:

O-Ton:
Sie: Kaffee?
Ich: Gerne… Ich geh mal nach Draußen noch eine rauchen.
Sie: Kannste hier überall. Auch drinnen (sagte sie und brachte mir nen Aschenbecher), Kaffee schwarz?

 

Ich war spontan verliebt.
Aber nun zum Wesentlichen:

Nachdem aufgefallen war, dass meine Szenen erst im Dunkeln stattfinden konnten (ich hatte also noch 10 std. Zeit bis zu meinem Drehbeginn) wurden erstmal andere Sachen erledigt. Nadine ging Lebensmittel kaufen (streng budgetiert!!!), Addie kochte uns was Feines und wir machten erstmal Pause… So macht es Spaß, einen Film zu drehen.
[Anmerkung von Gabi: Ja, es wurde beschlossen, dass mein Essen die Temperaturen im Auto nicht überlebt hatte... Probiert hatte es niemand. Pff!]

Mit dieser ruhigeren Angehensweise machten wir uns dann Stunden später an die Dreharbeiten (Debbie hatte vorher eine Szene am Pool gedreht). Ich hatte es allerdings nicht mitbekommen, da ich zu viel mit Essen, Rauchen und Kaffeetrinken beschäftigt war!

Es lief meiner Meinung nach super!

Die Bilder passten, Addie schien zufrieden und fand eine Einstellung nach der anderen.

Sascha heulte vor Freude, ich war begeistert… (die Tränen hatten, wie sich in Nachhinein heraustellte, nichts mit unserer Leistung zu tun, sondern eher mit der Katzenallergie des Regiefutzis). Selbst die Maske Sonja und die Conti Nadine waren so beruhigt, dass ihre Augen immer kleiner wurden und sie irgendwann verteilt im Raum rumlagen.

Nur Ingo alias “Indy” war, wie immer, unser Wirbelwind… Baute hier um, dann wiederum da, bastelte um die Schlafenden herum ein wahres Lichtfeuerwerk, nur damit wir doofen Schauspieler zu sehen sind und General Addie nicht mit ihm schimpft!!

Wie spät war es eigentlich? 4:30 Uhr!!!! Mist. Noch ne ganze Einstellung und wenn wir die nicht in der nächsten Viertelstunde hinbekommen, würden wir die in der nächsten Nacht nachdrehen müssen.

Ich wollte zurück nach Köln, Addie wollte die Szene auch abdrehen, Sascha kämpfte gegen die Allergie, Debbie war hochkonzentriert, Ingo wirbelte, Nadine schlief tief und fest 20 cm neben dem Drehort, Herr Bay war eingesprungen den Ton zu nehmen und tanzte mit der Kamera um die Wette.

Und es kurz zu machen: Wir drehten die schnellste Einstellung des ganzen Films.

Ich wurde zurück mit in die Stadt genommen und an einer U-Bahn Haltestelle in PrenzlBerg rausgelassen… Es war 6.30 Uhr. Starallüren sehen anders aus.

Um 7.30 Uhr saß ich in der Bahn Richtung Köln und meine Augen schlossen sich. 24 Stunden wach bis dato…

Ein ganz normaler Drehtag!

Ich brauch ne Kippe!!!!

 

Marcel

Comments

There are no comments yet!

Leave a comment